Erasmus+ Projekt Comdent
Entwicklen einer Kommunikationskompetenz für ÄrztInnen mit Spezialisierung in Zahnmedizin
Hauptziel des Projekts: das Entwickeln eines Trainingsprogramms und einer entsprechenden Traingsmethode – ein Lehrgang für ZahnärztInnen mit Schwerpunkt Kommunikation mit Angst-PatientInnen, durch Trainings und Projektmeetings wo an folgendem gearbeitet wird: Wissensaustausch, Erfahrungen und Erfolgsmethoden im Bereich effektiver und innovativer Trainingsmethoden zur Verbesserung der Kommunikationskompetenzen von ZahnärztInnen in deren Arbeit mit PatientInnen (mit besonderem Augenmerk auf AngstpatientInnen).
Zielgruppe: aktive ZahnärztInnen. Das ist eine sehr fachbezogene Gruppe, die nach dem Studium mit verschiedensten Situationen im täglichen Arbeitsleben konfrontiert wird. Die Situation am europäischen Markt hat sich verändert und ZahnärztInnen standen vor dem Problem, einer veränderten Haltung und geänderten Bedürfnissen der PatientInnen, sowie anspruchsvolleren PatientInnen.
Projektergebnis: wird ein innovatives Traingsprogramm und eine Trainingsmethode sein, die zusätzlich zur regulären Zahnarztausbildung absolviert werden kann. Im Mittelpunkt steht die Kommunikation von ZahnärztInnen mit PatientInnen mit Schwerpunkt AngstpatientInnen. Das Programm und die Methoden werden von einem Expertenteam aus PsychologInnen und TherapeutInnen mit Kenntnissen im Umgang mit Ängsten und Phobien in enger Kooperation mit ZahnärztInnen entwickelt. Das Projekt wird mit Hilfe von modernen Kommunikationstechniken realisiert. Das Trainingsprogramm entspricht dem Level 8 des Europäischen Qualifikationsrahmens.
Das Projekt wurde als Antwort auf die Bedürfnisse von ZahnärztInnen entwickelt um besser mit Angst-PatientInnen umgehen zu können.
Projektdauer: 01. September 2014 bis 30. August 2016.
Projektpartner: Kiko Educational Solutions (Polen, Projektkoordinator), Synolic – NLP in Greece (Griechenland), MindMaster (Rumänien), ÖTZ-NLP&NLPt (Österreich)
Projekt-Website: www.comdent.co
Publikationen: www.comdent.co/publications
Das Projekt „Comdent“ wurde ins Leben gerufen um für Zahnärzten/innen, die heutzutage vermehrt mit schwierigen Patienten/innen konfrontiert sind, ein Trainingsprogramm zu erstellen um sich im Bereich Kommunikation entsprechend fortbilden zu können.
Die Anzahl der professionell aktiven Zahnärzte/innen innerhalb der EU steigt jährlich.
In Österreich gibt es rund 4.750 aktive Zahnärzte/innen, in Polen 38.350, in Griechenland 14.000 und in Rumänien mehr als 16.700 (Daten aus dem Jahr 2011). Im Durchschnitt arbeiten mehr als 90% der Zahnärzte/innen der vier Partnerländer privat, das heißt ihre Arbeit ist zu einem großen Teil patientenabhängig.
Laut der EU und OECD sind Zahnärzte/innen Personen die ein Studium in Zahlheilkunde/Stomatologie auf Universitätsniveau abgeschlossen haben und eine entsprechende Berufslizenz besitzen.
Nach den Veränderungen im Arbeitsmarkt in den letzten 10 stehen auch Zahnärzte/innen nun vermehrt vor neuen Anforderungen in Bezug auf die Bedürfnisse von Patienten/innen.
Die Ausbildung zum Zahnarzt/in ist von Land zu Land unterschiedlich. Gemeinsam ist allerdings, dass Zahnärzte/innen in dem meisten Fällen kein Pflichtfach im Bereich Kommunikation haben. Meist wird Kommunikation oder Soziale Kompetenz nur als Wahlfach angeboten. Nach der Zahnarztausbildung können sich Zahnärzte/innen auf bestimmte technische Fähigkeiten spezialisieren, z. B. Kieferorthopädie oder Kinderzahnheilkunde.
Um eine qualitativ hochwertige Arbeit liefern zu können müssen sich Zahnärzt/innen auch den veränderten Arbeitsbedingungen stellen und sich Kenntnisse für den Umgang mit schwierigen oder Angstpatient/innen aneignen. Auch viele Arbeitgeber/innen fordern heutzutage eine entsprechende Kommunikationsausbildung.
Der Umgang mit Patient/innen erfordert neben einer gute Kommunikationsfähigkeit und Empathie auch das Wissen bzw. die Fähigkeit effizient mit dem Patienten/der Patientin zu kommunizieren und ihm/sie während der Behandlung zu beruhigen bzw. eine Sicherheitsgefühl geben zu können.
Eine erfolgreiche zwischenmenschliche Kommunikation ist ein Gewinn für den Arzt/die Ärztin selbst, den Patienten/die Patientin, als auch für das Gesundheitssystem.
Ergebnisse
In Österreich wurde der Fragebogen für Patienten/innenim Zeitraum April – September 2015 an rund 11.000 Personen per E-Mail gesendet sowie in diversen Websites (Facebook, Xing, Twitter) publiziert. Die Umfrage für Patienten/innen haben 262 Personen (60% Frauen, 40% Männer) ausgefüllt.
Ein Großteil (mehr als 90%) der Befragten findet es sehr wichtig, dass der Zahnarzt/die Zahnärztin gut verständliche Infos gibt, dass er/sie vertrauenswürdig ist (80%) sowie freundlich und respektvoll arbeitet (70%).
Mehr als 70% der Befragten hatten schon einmal Angst während eines Zahnarztbesuches, in mehr als der Hälfte dieser Fälle konnte der Zahnarzt aus Sicht der Patienten/innen nicht mit der Angst umgehen. 60% der befragten Patienten/innen sehen eine gute Kommunikationsausbildung als die Lösung für diese Problematik.
Auf die Frage “Beschreiben Sie Ihre beste Zahnarzterfahrung” antworteten die Befragten u.a.:
- Klare Diagnose und Behandlungsempfehlung; gleichzeitig Frage um Einverständnis mit einer empathischen und humorvollen Anteilnahme
- ich hatte eine lange Behandlung und war die meiste Zeit in einem Trance-zustand und schmerzfrei durch eine Entspannungsmusik, die ich während der Behandlung erhielt.
- Wenn nichts gemacht werden muss und ich mit einem Lächeln wieder entlassen werde. Oder Berücksichtigung bei der Terminvereinbarung mit der Arbeit (früh morgens oder abends)
- Schwieriger Eingriff – trotz Schmerzen erträglich, weil Arzt sich deutlich und erfolgreich um Kürze und Präzision bemühte
- Sie ist auf alle Fragen und Ängste eingegangen; fragt immer wieder beim Bohren nach, ob es passt; reagiert auf jede meiner Bewegungen im Sessel (Mimik, Gestik)
- Persönliche Zuwendung und Gespräch über die Problemlösung
das Wartezimmer ist wie ein schönes Wohnzimmer, kein “lästiger” Geruch, Tee wartet im Samowar, sehr kurze Wartezeit (10min), Zahnärztin setzt sich zu mir, spricht - Schon lange her. Die Zahnärztin hat mich in meinen Jugendjahren angeleitet aus dem Panoramafenster zu sehen und an etwas Schönes zu denken. sie hat mir damit geholfen mich von dem “Schmerz” abzulenken und mich zu beruhigen.
- Als mir ein Zahn ausbrach, bekam ich einen Termin innerhalb weniger Tage. Obwohl ich eingeschoben wurde, nahm sich der Arzt ausreichend Zeit, mir alles genau zu erklären, was mir enorme Sicherheit gab. Seine freundliche, direkt liebevolle Art sorgte dafür, dass ich die folgende Wurzelbehandlung sehr entspannt und völlig unaufgeregt erlebte.
- Jede Behandlung bei der erklärt wird was, wie und warum gemacht wird ist eine bessere Erfahrung als wie wenn der Arzt einfach losarbeitet. Kommunikation mit mir als Patientin schätze ich sehr.
Im Folgenden ein paar Antworten auf die Frage “Was war Ihre schlimmste Zahnarzterfahrung?”
- Als Kind erlebte ich sehr schmerzhafte Behandlungen, die sehr lange dauerten. Zusätzlich angstfördernde Kommunikation zwischen meiner Mutter und dem Zahnarzt – erinnere mich nicht, dass er mit mir gesprochen hätte.
- Die falsche Wurzel wurde gezogen(vom Nebenzahn), diverses bohren ohne Spritze
- Respektlose Behandlung, langes Warten, kaum Information
- starke Schmerzen und mehrere Zähnen mußten aufgebohrt werden bevor der richtige gefunden wurde
- der Zahnarzt hat gedroht mir eine runter zu hauen, weil ich Angst vor der Behandlung hatte (ich war damals 6 Jahre alt)
- überfülles Wartezimmer; inkompetentes Personal; Unsichheit bei der Hygiene
- fehlende Kommunikation zwecks Risiken, Nebenwirkungen von Behandlungen – wäre Aufklärung erfolgt wären viele Sorgen erspart geblieben
- Extreme Schmerzen während der Behandlung trotz 5 Spritzen die nicht gewirkt haben!
- Zahnbehandlung im Kindesalter ohne Anästhesie mit Festhalten durch mehrer Personen
- Weisheitszahn musste gezogen werden, Arzt hat das Einsetzen der Wirkung der Anästhesie nicht abgewartet, wollte
nur schnell fertig werden
Der Umfragebogen für Zahnärzte/innen wurde durch die Österreichische Zahnärztekammer versendet. Diesen Fragebogen haben 27 Personen ausgefüllt (45% Frauen, 55% Männer). Rund 80% der befragten Zahnärzte/innen hatte keine Kommunikationsausbildung im Rahmen der Ausbildung. Die Zahnärzte/innen selbst erachten u.a. als sehr wichtig im Umgang mit PatientInnen:
- die Fähigkeit Angst-/Stresspatienten/innen zu beruhigen
- dem/der Patienten/in zuhören und auf die jeweiligen Bedürfnisse und Erwartungen einzugehen
- ein guter, höflicher und freundlicher Kontakt zwischen Patient/in und Zahnärzt/in.
Auf die Frage was bereits aktive Zahnärzte/innen einem frisch ausgebildeten Zahnarzt/in empfehlen würden, um gut arbeiten zu können antworten rund 85% der Befragten: soziale Kompetenz (aktives Zuhören, Verständnis, positives Auftreten, Geduld, Empathie).