Vergleich von NLP Instituten
Ein Konsumentenführer durch die Vielfalt von NLP-Kursen, Diplomen und Angeboten. Eine professionell-europäische Perspektive.
NLP-Kurse gibt es viele, fast alle werden – ursprünglich aus Marketingüberlegungen – “NLP-Practitioner” genannt (in Anlehnung an die amerikanische Berufstradition – practitioner of law, practitioner of medicine, …).
Profil, Inhalt und Länge haben sich seit den ersten Practitioner-Kursen 1978 sehr gewandelt und diversifiziert. Mangels allgemein anerkannter Vereinigungen und Standards gibt es inzwischen eine große Vielfalt, was auch der NLP-Denkweise entspricht.
Gleiches gilt für die Qualifikation und Zertifizierung von NLP-TrainerInnen, LehrtrainerInnen und LehrpsychotherapeutInnen.
In der Praxis der NLP-Ausbildung handelt es sich meistens um Anwendung psychologischer bzw. psychotherapeutischer Vorgehensweisen, da die meisten NLP-Modelle aus der Modellierarbeit von PsychotherapeutInnen stammen. D.h. NLP arbeitet zumeist nicht nur mit der Oberflächenstruktur der Gedanken, Formulierungen und den sozialen Rollen vom Menschen, sondern immer auch mit der Tiefenstruktur der Gefühle, Glaubenssätze und der Psyche des Menschen.
Daher lohnt es sich, sehr genau darauf zu achten, wem man sein psychisches, emotionales, soziales und spirituelles Lernen fachlich und menschlich kompetent anvertraut.
Interessanterweise besuchen viele Personen – motiviert durch tolle Versprechungen in NLP-Büchern und marktschreierischen Artikeln – NLP-Kurse statt einer Psychotherapie. Was sicher legitim ist. Andere wieder benutzen auf der Basis einer entsprechenden Berufsqualifikation NLP als professionelle Fortbildung. Auch hier macht es sich bezahlt, sich genauer zu erkundigen, was Sache ist. Manche NLP-Kurse sind – je nach Qualifikation der Ausbildner – für staatliche Coaching-/Therapie-/Mediations-Lizenzen anrechenbar.
Die Daten sind so genau als möglich recherchiert und entsprechen dem Sprachgebrauch der Branche, der sicher vielfältig ist.
Im Regelfall gilt: Je kürzer der Kurs, desto teurer pro Tag, und desto problematischer die wahrscheinliche Ausbildungsqualität, d.h. die längeren Kurse haben das beste Preis-Leistungsverhältnis. Ausnahme: Massenkurse von sieben Tagen mit mehr als 100 TeilnehmerInnen können pro Tag wieder billiger werden.
Es macht auch einen wesentlichen Unterschied, wie gezielt geschult und supervidiert wird. Die traditionelle Arbeitsform des NLP sieht vor, dass abwechselnd jede/r als CoachIn, KlientIn oder BeobachterIn arbeitet. Daher ist es auch für die Qualität der Ausbildung wichtig, ob aus finanziellen Gründen jede Person als TeilnehmerIn aufgenommen wird, oder ob durch geschulte Fachkräfte ein Auswahlverfahren erfolgt. Andernfalls kann es leicht vorkommen, dass psychisch schwerst belastete und instabile Personen im Kurs mit Ihnen aktiv als CoachIn arbeiten.
Selbstverständlich ist es möglich, in jeder dieser Arbeitsformen zu lernen und positive menschliche Erfahrungen zu machen – vermutlich mit unterschiedlicher Tiefe und Differenzierung.
Ähnliche Ausdifferenzierungen finden sich bei Zugangsvoraussetzungen, Kompetenz, Erfahrung und Ausbildung von “NLP-TrainerInnen” statt.
Eine der Grundpositionen im NLP ist es, das Positive herauszustreichen und nichts zu unternehmen, was von anderen Personen als abwertend oder kränkend erlebt werden könnte. Damit wurde lange Zeit eine in anderen Bereichen von Training, Wissenschaft, Körperkünste etc. übliche Differenzierung und Auseinandersetzung über Standards vermieden, was zur Folge hatte, das es sehr schwierig wurde, Glaubwürdigkeit und valide pragmatische Kommunikationsstrukturen zu etablieren.
Während etwa in der Welt der ÄrztInnen, RichterInnen, PsychotherapeutInnen, SozialarbeiterInnen, KaratelehrerInnen, Zen-Mönche, PriesterInnen, Klinische/n PsychologInnen, BerufspilotInnen, usw. aufgrund von Ausbildungsstruktur, Schulentradition, standardisierter Zugangsvoraussetzung, Ausbildungslänge und Tradition das getestete Minimumwissen und Durchschnittswissen statistisch sehr gering streuen und in größeren gesellschaftlichen Systemen verankert sind, sind fast all diese Parameter in der NLP-Welt kaum diskutiert, vereinbart bzw. in andere staatliche und halbstaatliche Systeme eingebunden.
Das führte unter anderem dazu, dass in manchen Ländern auf politischer Ebene darüber diskutiert wird, NLPaus Gründen des Konsumentenschutzes zu verbieten oder einzuschränken. NLP wird deshalb oft journalistisch und fachlich sehr vereinfacht und/oder als nicht wirksam dargestellt.
Während erwartet werden kann, dass ein/e NLP-AusbildnerIn sowohl hohe persönliche Reife, Erfahrung, als auch überdurchschnittliche Kompetenz im psychosozialen Bereich und Wissen im fachlichen Bereich hat, sieht die Realität extrem breit gestreut aus.
Die Spannweite von Menschen, die NLP-Kurse anbieten, reicht vom reichlich verwirrten, esoterischen oder wissenschaftsfeindlichen Highschool-Dropout, der/die sich in wenigen Wochen ihr/sein TrainerInnenzertifikat erkauft oder ersessen hat, über “get rich quick Immobilienmakler mit Hang zur Macht” bis hin zum in der Arbeit mit Menschen langjährig erfahrenen Zen-Mönch und Arzt/Ärztin mit 5-jähriger solider TrainerInnenausbildung und Selbsterfahrung.
Aus sozialwissenschaftlicher Sicht (im Sinne der Typologien von Bacon) hat sich NLP in 4 Richtungen entwickelt, die aus den Kursprospekten nicht sofort erkennbar sind.
Esoterisch fragmentiert
Kurse unterschiedlicher Länge, sehr naturnahe Designs mit viel Tanz und Musik, wissenschaftsphobisch, an überwiegend “hypnotischer” Sprache erkennbar, die AusbildnerInnen haben selten höhere abgeschlossene Berufsausbildungen und/oder Berufsberechtigungen.
Power Guru – Clubbings (Soft Fascists)
Meist sehr kurze Kurse, geblockt, sehr intensives Großgruppenerlebnis, auch bis zu mehreren 100 Personen, eher “young power male”-orientiert, kurzfristig selbstbewusstseinsstärkend orientiert, überwiegend Demonstrationen vor der Großgruppe, kaum fachlich angeleitetes und supervidiertes Training.
Visionär spirituell dogmatisch
Meist längere Blockkurse, viel strukturiertes schriftliches Material, stark beziehungs- und dogmatisch wertorientiert im Sinne der amerikanischen “political correctness”, durchaus persönlichkeits- und selbsbewusstseinsstärkend, weniger auf Kompetenztraining und Verständnis von Gruppenprozessen hin organisiert.
Professionell wissenschaftlich
Eingebunden in staatliche und halbstaatliche Organisationen, wertorientiert, didaktisch und technologisch fokussiert, um neben positiver Persönlichkeitsentwicklung auch tatsächliche Handlungskompetenz nachweisbar zu vermitteln (Videofeedback, strukturierte Peergruppenprozesse, aktive Fallsupervision im Kurs, realistisches Testing mit Fremdreferenz.
Große NLP-Verbände – zumindest im deutschen Sprachraum – haben sich traditionell aus kommerziellen und politischen Gründen auf Minimalstandards bzw. Kurslänge und Inhalte geeinigt, da z.B. zweiwöchige TrainerInnenkurse leicht und rasch Geld bringen.
Etwas bessere Standards bzgl. der TrainerInnenqualifikation bieten kleinere TrainerInnenverbände (INLPTA, ÖBV-NLP, NLP-Professionell, EANLPt …).
Es empfiehlt sich daher, vor Besuch eines Kurses genau zu recherchieren und weniger auf die äußere Aufmachung und mehr auf den tatsächlichen Hintergrund der AusbildnerInnen und die Strukturen zu achten. Es scheint auch so zu sein, dass Ausbildungen, die von mehreren erfahrenen TrainerInnen gemeinsam geleitet werden, weniger auf Abhängigkeit und mehr auf Vielfalt der gelebten Modelle Bedacht nehmen und bei Konflikten mit KursteilnehmerInnen bessere Chancen einer Win-win-Regelung haben.
Die im folgenden verwendeten Kodierungen für Training-Standards sind idealtypische Beschreibungen (Typologien), natürlich gibt es auch Mischformen.
Außer Konkurrenz finden wir: Standard Fernstudium: Ja auch das gibt es: Ihr zertifizierter Mail-Order NLP-Practitioner (einige CDs und Lehrbücher für das Fernstudium), manchmal ein Tag Abschlusskurs.
Die Hauptphänomenologien der NLP-Practitioner-Kurse
* Standard Speedy
5 – 7 Tages-Kurse. Häufig mit 50 – 300 TeilnehmerInnen, viele Großgruppentrancen mit Rockberieselung, auch Business- (Verkaufsmotivations)-Kurse, häufig im englischen Sprachraum zu finden, auch bei US-Firmen, die im deutschen Sprachraum Fuß fassen wollen.
** Standard Quick
130 Stunden, 16 – 18 Tage. Meist in einem bis zwei Blocks, häufig TrainerInnen mit Miniausbildung (2 Jahre) vor Trainingsbeginn, AssistentInnen-Mindestqualifikation nur 110 Stunden. Kein Auswahlverfahren. Aus diesen Kursen ist im Regelfall weder praktische Handlungskompetenz noch Berufsberechtigung ableitbar. Häufig bei DVNLP-Ausbildungen zu finden. Positiv: Der Clubbing-Charakter, 2 Wochen hindurch eine schöne Zeit um relativ viel Geld. Produzieren oft kurzfristige “Highs”, mit wenig Follow-Up-Möglichkeiten.
*** Standard Kommerziell
180 Stunden, 24 Tage. Ausbildung über mehr als 9 Monate gestreckt. TrainerInnenausbildung mindestens 4 Jahre vor Trainingsbeginn, AssistentInnen-Mindestqualifikation 220 Stunden. Auch bei DVNLP-Ausbildungen zu finden. Kein Auswahlverfahren. Sonderform Kommerziell Block (Feriencamps). In USA und Europa, Qualität sehr unterschiedlich, Anrechenbarkeit mit europäischen Rechtsnormen selten möglich. Produzieren oft kurzfristige “Highs”, mit wenig Follow-Up-Möglichkeiten. Sehr oft mit sehr großen Gruppen (mehr als 50 Personen). Interessant wegen der Gruppendynamik und der Mehrsprachigkeit. Auch hier sehr große Unterschiede in Design und Standard. Kein Auswahlverfahren. Mit diesem Kurstyp in der Kombination mit Quick-Kursen ist es möglich, in wenigen Monaten zu TrainerInnenzertifikaten zu gelangen.
**** Standard Solid (ÖBV-NLP 1)
240 – 280 Stunden, 35 – 40 Tage. Ausbildung über mehr als 9 Monate gestreckt, professionelle Supervisionen, Peergroups. Schwerpunkt in der persönlichen Entwicklungsarbeit und professionellen Methodik. NLP-TrainerInnenausbildung mehr als 4 Jahre vor Trainingsbeginn, ausreichende Einzelselbsterfahrung und Supervision der TrainerInnen, mehrere TrainerInnen. Auswahlverfahren.
***** Standard Professional (ÖBV-NLP II)
240 – 280 Stunden, 35 – 40 Tage. Ausbildung über mehr als 9 Monate gestreckt, professionelle Supervisionen, Peergroups, Zielcoaching-Video verpflichtend, Testing mit externen Personen. NLP-TrainerInnenausbildung mehr als 5 Jahre vor Trainingsbeginn, ausreichende Einzelselbsterfahrung und Supervision der TrainerInnen, mehr als 3 LehrtrainerInnen, die auch voll qualifizierte PsychotherapeutInnen, ÄrztInnen, psychologische BeraterInnen sind. Strukturiertes Auswahlverfahren.